Wochen­en­de zum The­ma Beckenboden

Becken­bo­den – ein ganz­heit­li­cher Ansatz

Wäh­rend mei­ner Vor­be­rei­tung für das Wochen­en­de zum The­ma Becken­bo­den (25. ‑27. 11. 2022 Infos hier) wer­de ich die­sen Blog­bei­trag immer wei­ter ergän­zen. Hier ist eini­ges vor­ab zu lesen, im Work­shop wird es vor allem um die prak­ti­sche Umset­zung gehen.

Wir wer­den die Wahr­neh­mung für den Becken­bo­den stär­ken, der kein “plat­ter Boden” ist, son­dern ein mehr­schich­ti­ges Gewöl­be. Als “Scha­le” in unse­rem Becken, trägt er unse­re Orga­ne und ist mit vie­len Kör­per­struk­tu­ren verbunden.

Ins­be­son­de­re wer­den wir den Zusam­men­hang beachten:

  • mit der Atmung (Zwerch­fell) und der Beweg­lich­keit des Brust­korbs. Das Ver­ständ­nis dafür, dass der Becken­bo­den ein “Atem­mus­kel” ist und Atmung den Becken­bo­den posi­tiv beeinflusst 
  • beim Ste­hen und Gehen: die Ver­bin­dung vom Fuß zum Becken. 
  • die Auf­ga­be der sta­bi­li­sie­ren­den Mus­keln des unte­ren Rückens und Bau­ches im Zusam­men­hang mit Aus­rich­tung und Bewe­gung der Beine. 
  • die Hüft­ge­lenk­be­weg­lich­keit verbessern 
  • Ent­span­nung für den Becken­bo­den: hier hört man oft nur, dass eine Schwä­che beho­ben wer­den muss. Jedoch geht es um Dyna­mik und Elas­ti­zi­tät, der Fähig­keit der Situa­ti­on ange­mes­sen den Becken­bo­den zu akti­vie­ren. Die Mus­keln per­ma­nent maxi­mal anzu­span­nen ist kon­tra­pro­duk­tiv. Den gan­zen Kör­per zu ent­span­nen, dass Ner­ven­sys­tem zur Ruhe brin­gen, kann extrem hilf­reich bei Becken­bo­den­pro­ble­men sein. 
  • Die Becken­bo­den­fa­sern müs­sen aus­dau­ernd arbei­ten und vor allem Sta­bi­li­tät bie­ten. Dies geschieht unbe­wusst den gan­zen Tag. Die Wirk­sam­keit ist am bes­ten bei 30% der Akti­vie­rung. Also ist ein sanf­tes Trai­ning opti­mal.

Ich zitie­re Eric Frank­lin, war­um wir dem Becken­bo­den Beach­tung schen­ken soll­ten: “…sind die Akti­vi­tä­ten des Becken­bo­dens wich­tig für die Becken­auf­rich­tung, die Bewe­gungs­frei­heit des Ober­schen­kel­kno­chens in den Hüft­ge­len­ken und das Gleich­ge­wicht der Wir­bel­säu­le. Ein akti­ver Becken­bo­den bil­det eine tief­lie­gen­de Unter­stüt­zung für eine auf­rech­te Hal­tung, ermög­licht eine Ver­län­ge­rung der Wir­bel­säu­le und befreit den Schul­ter­gür­tel, den Nacken und Kopf. Ein Gespür für den Becken­bo­den zu ent­wi­ckeln, hilft einer guten Hal­tung auf tiefs­ter Ebe­ne. Bein- und Wir­bel­säu­len­be­we­gun­gen zusam­men mit einem dyna­misch star­ken Becken­bo­den kön­nen die Gesund­heit Ihres Rückens stär­ken…” aus dem Buch Frei bewe­gen von Eric Frank­lin, Sei­te 183

Noch eini­ge Fak­ten zur Wich­tig­keit die­ses Themas:

  • In Stu­di­en hat­ten ca. 50% der Teil­neh­me­rin­nen Kon­ti­nenz­pro­ple­me, Sport­le­rin­nen eben­so wie “nor­ma­le” Frau­en. Frau­en mit vie­len Kin­dern kön­nen weni­ger Pro­ble­me haben als Leistungssportler:innen.
  • ab dem 45. Lebens­jahr ist nicht mehr ent­schei­dend, ob eine Ent­bin­dung statt­ge­fun­den hat oder nicht. Vie­le Frau­en mit guter Rück­bil­dung haben weni­ger Probleme. 
  • Es kann einen Zusam­men­hang zwi­schen Stress, Angst und Inkon­ti­nenz geben (den Atem anhal­ten in stres­si­gen Situa­tio­nen kann zu Dys­funk­tio­nen im Becken­bo­den führen)
  • In vie­len Unter­su­chun­gen zur Fähig­keit den Becken­bo­den iso­liert anzu­span­nen, waren die Hälf­te der Teil­neh­me­rin­nen dazu nicht fähig! Auch dies ist ein Grund, war­um in mei­nem Trai­ning Sät­ze wie “spann den Becken­bo­den an” sel­ten fal­len. Es ist in Fra­ge zu stel­len, ob iso­lier­te Anspan­nungs­übun­gen über­haupt sinn­voll sind. Denn unser Kör­per und Ner­ven­sys­tem ist so intel­li­gent und viel­schich­tig, dass ein ein­zel­nes Anspan­nen den Zusam­men­hang ver­liert. Wir suchen nach Bewe­gun­gen, die aus ihrer Funk­ti­on her­aus, den Becken­bo­den auto­ma­tisch nut­zen. Das hat viel mit gut wahr­ge­nom­me­ner Aus­rich­tung und Bewe­gung zu tun. Im nor­ma­len Pila­tes­trai­ning, sofern es für Kör­per­wahr­neh­mung genug Zeit gibt und auf Aus­rich­tung ach­tet (wie in der pila­tique ;-)) wird der Becken­bo­den unbe­wusst mittrainiert. 
  • Unser Lebens­til mit dem vie­len Sit­zen ist sehr ungüns­tig für den Becken­bo­den. Jedoch nicht nur Stüh­le sind das Pro­blem, auch dass wir nicht mehr so oft “tief vom Boden auf­ste­hen” müs­sen sind ein Pro­blem für unse­re Kör­per­ar­chi­tek­tur. Also alt­be­kann­ter Tip nicht nur für den Becken­bo­den .… 😉 mehr Hilf­mit­tel weg, Trep­pe statt statt Roll­trep­pe, Fahr­rad oder Lau­fen statt Auto.…gute alte Knie­beu­gen (squats), noch bes­ser, wenn man weiß, wie man sie gut ausführt!